Arbeitsgemeinschaft Judentum und Christentum in der Evangelischen Kirche Berlin – Brandenburg – schlesische Oberlausitz

Pessach - Ostern – Geschichte(n) von Tod und Leben

Gelobt seist DU, EWIGER, unser GOTT, König der Welt, der uns am Leben erhält und bewahrt und uns diese Zeit erreichen lässt.

Am Beginn der großen Festtage betet Israel mit diesen Worten. Worte, die vor Augen halten und in das Herz schreiben, was zwischen GOTT und Mensch geschieht: ER bewahrt Leib und Leben und führt durch die Zeiten. Der Weg durch das Leben führt immer wieder neu hin zu Momenten des Innehaltens und Vergewisserns, wie das Leben, wie das Leben an der Seite GOTTES geschieht.

Pessach — Fest der Befreiung, Herausführung aus der Knechtschaft, Beginn eines Weges und des Lernens: Ich bin frei. Nicht nur unsere Eltern hat GOTT erlöst, sondern uns mit ihnen … Jede Generation soll sich sehen, als ob sie selbst aus der Knechtschaft geführt wurde…

Befreiung aus der Knechtschaft ist kein Geschehen der Vergangenheit, das in Gedenkfeiern ritualisiert würde. Befreiung aus der Knechtschaft ist tägliches Erleben. So wie das Lernen, was heißt denn „frei sein“ eigentlich, eine täglich neue Herausforderung ist.

Sklaverei, Knechtschaft – einst und jetzt. Vielfältige und immer neue Bindungen und Verstrickungen – einst und jetzt. Leben ist eingeengt, kann sich nicht entfalten, verkümmert, stirbt ab. GOTT führt heraus – einst und jetzt.

Israel vergegenwärtigt sich seiner Befreiung. Israel vergegenwärtigt und verinnerlicht das Lernen: frei sein ist eine tagtägliche Herausforderung.

Der große Beginn des Pessachfestes, der Sederabend, in diesem Jahr fällt er mit dem Karfreitag zusammen. Ein Abend, geordnet im Ablauf, vertraut dank der Wiederholungen, die die Lebensjahre mit sich bringen. Das Kind fragt: Was unterscheidet diese Nacht von allen anderen … Die Frage des Kindes bringt die Erwachsenen zum Erzählen … Knechte waren wir … GOTT hat uns herausgeführt … Das Kind wird erwachsen und wird einst selbst die Fragen der Jüngeren beantworten. Gebunden sein und frei werden, frei sein … Das Leben bewahrt, nicht dem Tode preisgegeben. Frei, nicht dem Verkümmern in Knechtschaft preisgegeben … Ein Leben lang begleiten diese Gedanken, diese Worte, dieses Erleben…

In diesem Jahr wieder zeitgleich: Pessach und Ostern.

Auf-Er-Stehen und Leben. GOTT weist den Tod in die ihm gebührenden Schranken.

Auf-Er-Stehen – einst und jetzt. In GOTTES Zukunft wartet das Wunder auf uns. Und doch erleben Menschen auch in ihren Lebzeiten das alltägliche Wunder des Aufstehens in neuer, in erneuerter Kraft. Ein Vorgeschmack des Künftigen. Ein Erleben des Gegenwärtigen. Mit GOTTES Hilfe ist Kraft da. Mit GOTTES Kraft geht es gegen die lähmende Kraftlosigkeit, die lähmende Hoffnungslosigkeit, die lähmende Mutlosigkeit. Lähmung kann das Herz zum Stillstand bringen, das bedeutet den Tod … GOTTES Kraft steht den Lähmungen entgegen, ER ruft in das Leben, ER ruft in die Freiheit, ER führt und bewahrt.

Gelobt seist DU, EWIGER, unser GOTT, König der Welt, der uns am Leben erhält und bewahrt und uns diese Zeit erreichen lässt.

Informationen zu Pessach: hagalil.com – Hintergrund – Jüdische Religion - Feiertage

von: Johanna Melchior

veröffentlicht am